Wirkte bereits Hannah Arendts Kritik an der Prozessführung der israelischen Justiz für nicht wenige Leser ihres Berichtes unangemessen, so waren ihre Ausführungen zur Person Eichmanns für viele vollkommen unverständlich. 10. ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Die Reformation geht weiter: Der Theologe Wilhelm Gräb über ein angeblich „schwieriges Fest“ (2017), Glauben ohne Angst. In der Fülle an Literatur über Strafprozesse gegen nationalsozialistische Gewaltverbrecher nimmt ein Buch einen besonderen Platz ein: Hannah Arendts „Eichmann in Jerusalem“. Ein Interview über „Himmel und Hölle“ mit Prof. Wilhelm Gräb, Mandela lebt: Gedanken nicht nur zu Weihnachten. 3. Hannah Arendts politische Theorie des Antisemitismus, Frankfurt a.M. 2006, S. 231. Inhaltsverzeichnis. Siehe u.a. Ist katholische Theologie eine Wissenschaft? Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Liberale Theologie als Befreiungstheologie?Aus dem Grundvertrauen handeln, Meinen Tod annehmen – meinen Tod sterben dürfen. Arendts „Porträt des ‚Deportationsspezialisten‘ […], der willfährig Millionen von jüdischen Frauen, Männern und Kindern in den Tod schickte, ohne gegen sie Hassgefühle zu hegen“, so Julia Schulze Wessel, lasse sich vielmehr „als die konsequent zu Ende gedachte ‚Geschichte‘ des modernen Antisemitismus lesen, so wie sie in den Schriften der vierziger und fünfziger Jahre entfaltet wurde. Hannah Arendt interpretiert ihr Buch. Statt einer auf scheinhei-ligen Versprechungen und Drohungen beruhenden Zusammenarbeit mit Eichmann wäre es geboten gewesen, sich zu widersetzen und die Juden zur Flucht und zum Widerstand aufzurufen. Wegbeschreibung Religionsphilosoph­­ischer Salon in der Galerie Fantom, Hektorstr. 13 Siehe z.B. Es müssen die Wege und Stufen beschrieben werden, die einen Menschen langsam zum Schreibtischtäter werden lassen. Fragen zum Kirchentag 2017 an Prof. Wilhelm Gräb, Christen im Dialog mit Buddhisten: Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Beschneidung – Eine offene Diskussion. Seine Erscheinung, sein Auftreten während des Prozesses und insbesondere seine ermüdend langen, an „Amtssprache“ (S. 77) erinnernden Ausführungen zu den internen Strukturen des NS-Regimes wirkten auf Arendt eher lächerlich. (S. 686, Serie Piper). For the use of photographs, audio and video material included in the articles note the stated terms of licence and the rights holders. März 1951 an Karl Jaspers. Zum neuen Film von Roy Andersson. Die Theorien und Überlegungen von Hanna Arendt zur Natur des Bösen und der politischen Systeme, sind aktueller denn je. Arendts Beitrag über den Prozess erschien 1963 in der Zeitschrift "The New Yorker" und als Buch mit dem Untertitel "Ein Bericht von der Banalität des Bösen". mit einem einleitenden Essay von Hans Mommsen 1986; zahlreiche weitere Ausgaben und Auflagen. Es wird, so Arendt weiter, begangen von Menschen, die sich weigern Individuen zu sein und es ist exakt dieses Phänomen, was sie als „Banalität des Bösen“ bezeichnet. 15 Schulze Wessel, Ideologie (Anm. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Der Glaube ist auch Poesie? Die Philosophin Susan Neiman (Direktorin des Einstein Forums in Potsdam) hält in ihrem Buch „Das Böse denken“ zu recht die Studie Hanna Arendts zur „Banalität des Bösen“ für den wichtigsten philosophischen Beitrag zum Problem des Bösen im 20. – oberster Lehrmeister des Politischen. Sowie: „Hegel und der Rassismus“. hierzu Claudia Bozzaro: Hannah Arendt und die Banalität des Bösen. Hannah Arendt legte Wert darauf, nicht (nur) als Philosophin (im „klassischen Sinne) zu gelten. Oder im völlig verantwortungslosen Handeln gewisser Banker, die um ihres egoistischen Profits willen eine ökonomische Katastrophe und damit Schaden für Millionen Menschen in Kauf nehmen: immer sind es brave, ängstliche Männer, die die eigene Karriere für absolut vorrangig halten vor allen ethischen Verantwortlichkeiten…. Ein Vortrag von Wilhelm Gräb, Weiter denken: Wer ist mein Nächster? Schlußbetrachtung. Eichmann in Jerusalem. Fn. Arendt setzte sich darin grundsätzlich mit dem Wesen und den Bedingungen der von ihr als „Verwaltungsmassenmord“ (S. 17) bezeichneten Vernichtung der europäischen Juden und den Motiven der Täter auseinander. Bereits Raul Hilberg, dessen Pionierstudie „Die Vernichtung der europäischen Juden“ Arendt als eine wichtige Grundlage für ihren Bericht aus Jerusalem herangezogen hatte, wandte sich entschieden gegen die Interpretation der Person Eichmanns als eines geistig beschränkten Bürokraten.12 Und auch die neuere Forschung zu Eichmann und anderen NS-Tätern hat sich von Arendts Interpretation distanziert.13 So begegnet uns Eichmann in David Cesaranis Biographie als ein ehrgeiziger Nationalsozialist, der die Vernichtung perfektionierte – von der Überzeugung getrieben, dass es sich bei „den Juden“ um „Feinde Deutschlands“ handle.14, Unterstützer von Arendts Thesen argumentieren hingegen, dass es eine Fehlinterpretation sei, Arendt würde Eichmann verharmlosen. Eichmanns gesamtes Handeln sei mehr von „Gedankenlosigkeit“ als von innerer Überzeugung bestimmt gewesen. In ihrem Buch „Elemente und Ursprung totaler Herrschaft“ (1951) zeigt sie ausdrücklich, wie „der irrsinnigen Massenfabrikation von Leichen die historisch und politisch verständliche Präparation lebender Leichname vorangeht“. Sie ließen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer in ihren Augen zu einem „Hanswurst“ werden, der sich nicht durch kalte Grausamkeit ausgezeichnet habe, sondern vor allem durch einen Mangel an Empathie und Vorstellungskraft (S. 83, S. 78). Voltaire zeigt: Der christliche Glaube sollte sich von vielen Dogmen befreien. Einleitung. Vielmehr sah sie in ihm einen durchschnittlichen Menschen mit eher schlichtem Charakter, der vor allem versucht habe, möglichst rasch die Karriereleiter von Partei und Staat zu erklimmen. Freiburg 2007, S. 1. Die „Banalität des Bösen“ wäre … Arendt zeichnete Eichmann nicht als moralisches Monster, sondern nannte ihn einen lachhaften «Hanswurst» und resümierte seine Vergehen unter dem Titel der «Banalität d… Republik herrschten. Ein Interview in Zeiten der Krise mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Über den „Gott der Vernunft“ – in Zeiten der Krise: Interview mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Die heutige liberale Theologie: „Ein Appell zum Selberdenken“, „Vom Menschsein und der Religion“: Ein neues Buch von Wilhelm Gräb, Eine menschliche Religion. Aus heutiger Perspektive bleibt von Arendts Prozessbericht aus Jerusalem und der anschließenden Kontroverse vor allem die Frage nach dem „Wesen“ Eichmanns und seiner Taten aktuell: War Eichmann ein fanatischer Antisemit und überzeugter Nationalsozialist, wie der israelische Staatsanwalt argumentierte? Die Pariser Commune begann am 18. Autor Helge Hesse erklärt die Bedeutung von Hannah Arendts Berichten zum Eichmann-Prozesse und erläutert die oft kritischen Reaktionen darauf. Cohn) in Linden (bei Hannover) geboren. Oder an „Überflüssige“ in den Slums der Großstädte Aftikas und Asiens… Hierfür stehe… Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Die Flüchtlinge in Deutschland: Die Reformation neu denken. Interview mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Gegen Hysterie und Nervosität: Was Fasten heute bedeutet. Solche heftigen Reaktionen bezogen sich vor allem auf drei Aspekte von Arendts Buch: erstens auf ihre Kritik an der Prozessführung, zweitens auf die These von der „Banalität des Bösen“ und drittens auf die Bewertung der Rolle der Judenräte im Vernichtungsprozess. Leo Tolstoi als Philosoph. Die Banalität sah Hannah Arendt darin, dass das Böse von ganz normalen Menschen verübt wird, dass keine Monster oder Teufel am Werk sind. ), Die Kontroverse. Aufl. Theo Sommer, Das Recht, Eichmann zu richten. Eine so genannte demokratische Gesellschaft und ein Staat, die ständig immer mehr „Nutzlose“ erzeugen, gefährden ihre eigene Zukunft. However, republication can only be granted with prior written consent of the above-named rights holders. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Feindesliebe heute. Die Reformation muss weitergehen. Adolf Eichmann. München: Piper 1985, S. 202 f. Im Folgenden abgekürzt als „Briefe AJ“. 2), S. 1 Siehe insbesondere Hans E. Holthusen, Hannah Arendt, Eichmann und die Kritiker, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 13 (1965), S. 178-190; Friedrich A. Krummacher (Red. Das totalitäre System des radikal Bösen konnte sich also nur entwickeln, weil so viele „überflüssige“ Menschen „produziert“ wurden. Eher nicht! Vielmehr spricht sie dem Leid, das nicht durch Hass oder Sadismus, sondern allein durch Gedankenlosigkeit geschehen sei, jeden höheren Sinn und jede metaphysische Tiefe ab. Das kapitalistische System erzeugt förmlich permanent die überflüssigen Menschen, die zudem auch wissen, dass sie niemand braucht und vom System noch mit einer Minimalunterstützung manchmal noch gerade am Überleben erhalten werden. Oktober: Hannah Arendt wird als Tochter des Ingenieurs Paul Arendt und dessen Frau Martha (geb. Für Hannah Arendt stellten diese überflüssigen Menschen sozusagen die Basis dar, aus der die Mörderbande der Nazis ihre „Mitstreiter“ holten. Sie wächst in einem sozialdemokratischen jüdisch-assimilierten Elternhaus in Königsberg auf. Ein Projekt, Zu einigen Filmen für die ARD von Christian Modehn. In Staatsanwalt Hausner sah sie nicht mehr als den verlängerten Arm des Ministerpräsidenten, der alles tue, „um seinem Herrn [Ben-Gurion] zu gehorchen“ (S. 28). Jahrhundert (Neiman, Seite 397, Suhrkamp). Über das Böse ist ein Buch von Hannah Arendt. 1976, Neuausg. Weltweit sahen Fernsehzuschauer diesen Mann, wie er hinter Panzerglas Platz genommen hatte, Akten und Mikrofon vor sich. Wolfgang Heuer, Hannah Arendt, Reinbek bei Hamburg 1991, S. 60. Die beispiellosesten Verbrechen der Menschheit werden von den gewöhnlichsten Leuten begangen. Gehört katholische Theologie, so, wie sie jetzt ist, an die Universität? Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Sollten nicht alle Menschen zuerst Humanisten sein? Ohne Überzeugungen, ohne bösen Charakter oder dämonischen Willen, von menschlichen Wesen, die sich weigern Individuen zu sein. Theologie für die Öffentlichkeit? S. 197ff. Das zeitgenössische Argument, man habe mit Eichmann und den Nationalsozialisten partiell kooperiert, um möglichst viele Juden zu retten und das Schlimmste wenigstens hinauszuzögern, ließ sie nicht gelten (S. 211-216). Irmtrud Wojak, Eichmanns Memoiren. März 1871, sie wurde von der Regierung in Versailles niedergeschlagen und endete schon am 28. Für die USA spricht der Publizist Amos Elon sogar davon, dass das Buch „unter Literaten eine Art Bürgerkrieg ausgelöst“ habe, und beschreibt eindrücklich, mit welcher Heftigkeit jüdische Organisationen gegen Arendts Buch polemisierten.5 In der Bundesrepublik und in Israel wurde ebenfalls Kritik laut. Das spezifisch moderne Böse ist also nach Arendt im Gegensatz zu klassischen Formen des Bösen dadurch ausgezeichnet, dass es sich der Kommunikation, des Dialogs und der Erinnerung und Verantwortung entzieht. Das Kruzifix, ob in Schlafzimmern oder Amtsstuben, ist in Europa kaum noch beachtete Alltagskultur. „Mit dem Eichmann-Prozeß und dem Auftauchen des Zeugen als Erinnerungs-Mensch, der belegen konnte, daß die Vergangenheit war und nach wie vor ist“, betont Annette Wieviorka, „wurde der Genozid zu einer Abfolge individueller Erfahrungen, mit denen die Öffentlichkeit sich identifizieren konnte.“10 Auch dies war von der israelischen Staatsanwaltschaft ausdrücklich beabsichtigt gewesen. ), Hannah Arendt in Jerusalem, Berkeley 2001. ), Hannah Arendt Revisited: „Eichmann in Jerusalem“ und die Folgen, Frankfurt a.M. 2000; Steven E. Aschheim (Hg. Dabei betonte sie die große Bedeutung der Strukturen des NS-Vernichtungsapparates, in die Täter wie Eichmann eingebunden waren, und stellte die Relevanz des individuellen Antisemitismus in Frage. 11 Hausner, Gerechtigkeit (Anm. 10 bei Ingeborg Normann, S. 94). Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche soll nun Friedenskirche heißen. Gott wird Mensch: Wird der Mensch Gott? Vielmehr unterstellte Arendt den „jüdischen Funktionären“, die ihnen von den Nationalsozialisten zugewiesene „Macht“ nicht selten sogar genossen oder durch die Zusammenarbeit nur ihr eigenes Überleben gesichert zu haben (S. Peter Krause, Der Eichmann-Prozeß in der deutschen Presse, Frankfurt a.M. 2002, S. 146-166. Herausgegeben von Lotte Köhler und Hans Saner. Diese Kritik hat Arendt in einem Antwortschreiben an Scholem von sich gewiesen, da sie grundsätzlich kein „Volk oder ‚Kollektiv‘“ liebe (20.7.1963, in: ebd., S. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb. Jesus am Kreuz: Eine Ra­dio­sen­dung RBB Kultur. Antworten Melden Hannah Arendt, Eichmann und die Juden, München 1964 (darin Beiträge u.a. Berühmt wird Hannah Arendt durch ihre Aufzeichnungen des Eichmann-Prozesses, in welchen sie von der „Banalität des Bösen“ spricht. Arendt schrieb diesen „Bericht von der Banalität des Bösen“ – so der bekannte Untertitel des Buches – ursprünglich als fünfteilige Essayreihe für die US-amerikanische Wochenzeitschrift „The New Yorker“, für die sie Teile des Prozesses in Jerusalem beobachtete.